Bitcoin Spot ETF: Ein Blick auf die bisherigen Auswirkungen

Die Freigabe der Bitcoin Spot ETFs in den Vereinigten Staaten liegt bereits sechs Monate zurück. Es ist daher an der Zeit, sich die Auswirkungen des neuen Finanzprodukts auf den Kryptomarkt anzusehen.

In diesem Artikel bekommst du einen Überblick über die Entstehung des ETF, seine Genehmigung Anfang 2024 und die ersten Reaktionen des Marktes.

Dabei werfen wir auch einen kritischen Blick auf die Entwicklungen: Ist der ETF nur ein Preistreiber oder bringt er echten Mehrwert für Bitcoin?

Außerdem erfährst du, wie Hedgefonds die Situation für sich nutzen und was die aktuellen Google-Trends über das Interesse der Privatanleger verraten.

Was ist ein Bitcoin Spot ETF?

Bevor wir weitermachen, klären wir kurz, was ein Bitcoin Spot ETF ist.

Ein Bitcoin Spot ETF (Exchange Traded Fund) ist ein börsengehandelter Fonds, der direkt in Bitcoin investiert und dessen Wertentwicklung abbildet. Im Gegensatz zu Bitcoin-Futures-ETFs, die auf Bitcoin-Derivaten basieren, kauft ein Spot ETF tatsächlich physische Bitcoins und verwahrt diese für seine Kunden.

Damit können Anleger, in Bitcoin zu investieren, ohne selbst Kryptowährungen zu kaufen, speichern oder verwalten zu müssen. Der Spot ETF bietet somit einen regulierten und einfacheren Zugang zum Bitcoin-Markt, insbesondere für institutionelle Investoren und diejenigen, die traditionelle Börsenplattformen bevorzugen.

US-Bitcoin ETFs sind nicht die ersten

Es ist wichtig zu erwähnen, dass bereits vor der Zulassung in den USA Bitcoin Spot ETFs in anderen Ländern genehmigt wurden. Beispielsweise gibt es solche Produkte in Kanada, Brasilien und einigen europäischen Ländern schon seit vielen Jahren.

Bitcoin ETF Liste Europa
Bitcoin ETF Liste für Europa von www.justETF.com

Allerdings waren und sind diese ETFs aufgrund der vergleichsweise kleineren Märkte und geringeren Liquidität für den globalen Bitcoin-Markt weniger relevant.

Die Zulassung in den USA ist so besonders, da der US-Finanzmarkt der größte und einflussreichste der Welt ist und somit eine wesentlich größere Auswirkung auf den gesamten Kryptomarkt hat. Dies belegt auch die extrem starke Performance der US-Spot ETFs, die einen Rekordstart hingelegt haben.

Bitcoin Spot ETF inflows in USD
Bitcoin Spot ETF inflows seit dem start – Quelle: Coinglass

Die Entstehung des Bitcoin Spot ETF: Von der Idee zur Genehmigung

Die Idee eines Bitcoin Spot ETF ist nicht neu. Seit Jahren versuchten verschiedene Finanzunternehmen, die US-Börsenaufsicht SEC von der Notwendigkeit eines solchen Produkts zu überzeugen. Doch lange Zeit blieb die SEC skeptisch, hauptsächlich aufgrund von Bedenken hinsichtlich Marktmanipulation und Anlegerschutz in dem noch sehr volatilen und weitestgehend unregulierten Kryptomarkt.

Der Durchbruch Anfang 2024

Am 10. Januar 2024 war es dann soweit: Die SEC genehmigte die ersten Bitcoin Spot ETFs in den USA. Dies war ein wichtiger Meilenstein für die Kryptowährung und öffnete die Tür für institutionelle Investoren, die bisher aus regulatorischen Gründen nicht in der Lage waren, direkt in die digitale Währung zu investieren.

Offizielle Stellungnahme der SEC zu den Bitcoin Spot ETF Zulassungen.

Der Start des Bitcoin ETF: Erste Auswirkungen auf den Markt

Anfängliche Euphorie

Die Genehmigung der Bitcoin Spot ETFs löste zunächst eine Welle der Begeisterung aus. Schon in den ersten Handelstagen verzeichneten die ETFs ein beachtliches Handelsvolumen, was die hohe Nachfrage nach einem regulierten Bitcoin-Investmentprodukt zeigte.

Preisreaktionen

Trotz der positiven Stimmung nach der Einführung der ETFs sank der Preis eines Bitcoins innerhalb von wenigen Tagen um rund 20 % auf 38.500 USD.

Bitcoin Spot ETF abverkauf direkt nach dem Handelsstart.

Nach den ersten Verkäufen stabilisierte sich der Preis jedoch wieder und den Bullen war es möglich, den Trend nachhaltig umzukehren. Es gelang sogar, das alte Allzeithoch von 2021 von 70.000 USD noch vor dem Halving zu brechen.

Gewinne durch den Bitcoin Spot ETF

Schaut mal also rein auf den Preis und möglichen Rendite, so war der Start der Bitcoin ETFs in den USA ein durchaus positives Ereignis, mit einem starken Zufluss an neuem Geld.

Kritische Betrachtung: Preistreiberei oder echter Fortschritt?

Viele Kritiker argumentieren, dass die Bitcoin Spot ETFs hauptsächlich als Preistreiber fungieren, ohne einen echten Mehrwert für Bitcoin selbst zu schaffen. Sie sehen darin eher ein Instrument für Spekulationen als einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Blockchain-Technologie.

Dieser Meinung kann ich nur zustimmen. Ich sehe durch die Bitcoin Spot ETFs keinen Mehrwert für das Bitcoin-Netzwerk. Im Gegenteil, ich sehe sogar Nachteile. Dazu später aber mehr in meinem Fazit am Ende dieses Artikels.

Institutionelle Akzeptanz

Befürworter hingegen betonen, dass die Zulassung der ETFs ein wichtiger Schritt zur breiteren Akzeptanz von Bitcoin ist. Sie argumentieren, dass die erhöhte Liquidität und der einfachere Zugang für institutionelle Investoren langfristig positive Auswirkungen haben werden. Die meisten Meinungen hierzu beziehen sich aber wiederum nur auf den Preis eines Bitcoins und nicht auf das Netzwerk und dessen Rolle als dezentrale Kryptowährung.

Der “Basis Trade”: Wie Hedgefonds von der Situation profitieren

Wie wir bereits gesehen haben, konnten die Bitcoin ETFs seit Beginn Rekord Zuflüsse sehen. Diese hatten aber nicht immer einen direkten Einfluss auf den tatsächlichen Bitcoin Preis. Der Grund dafür liegt bei Hedgefonds, die einen sogenannten Basis Trade ausführen. Möglich wird dieser erst durch die Spot ETFs.

Der “Basis Trade” ist eine Strategie, die von Hedgefonds genutzt wird, um von Preisunterschieden zwischen dem Spot-Markt und dem Futures-Markt zu profitieren. Dabei gehen die Fonds long im Spot ETF und gleichzeitig short in einem Futures Markt.

Detaillierte Erklärung des Mechanismus

Der “Basis Trade” ist eine komplexe Handelsstrategie, um von Preisunterschieden zwischen dem Bitcoin-Spot-Markt und dem Futures-Markt zu profitieren. So funktioniert das Ganze:

  1. Long-Position im Spot-ETF: Zunächst kaufen die Hedgefonds Anteile am Bitcoin Spot ETF. Dies entspricht effektiv dem Kauf von Bitcoin zum aktuellen Marktpreis.
  2. Short-Position in CME-Futures: Gleichzeitig gehen sie eine Short-Position in Bitcoin-Futures wie z.B. der Chicago Mercantile Exchange (CME) ein. Das bedeutet, sie verkaufen Bitcoin-Futures mit der Erwartung, diese später zu einem niedrigeren Preis zurückkaufen zu können.
  3. Ausnutzung der Preisdifferenz: Der Trick liegt in der Preisdifferenz zwischen dem Spot-Preis und dem Futures-Preis, auch bekannt als “Basis”. Futures-Kontrakte werden oft mit einem Aufschlag gegenüber dem Spot-Preis gehandelt, was als “Contango” bezeichnet wird.
  4. Einsammeln von Funding: Bei dieser Strategie profitieren die Hedgefonds von den regelmäßigen Funding-Zahlungen, die in den Futures-Märkten stattfinden. Diese Zahlungen fließen von den Long-Positionen zu den Short-Positionen, wenn der Futures-Preis über dem Spot-Preis liegt.
  5. Risikoabsicherung: Durch die entgegengesetzten Positionen in Spot und Futures sichern sich die Fonds gegen Preisschwankungen ab, während sie von der Preisdifferenz und den Funding-Zahlungen profitieren.

Diese Strategie verspricht den Institutionen eine durchschnittliche jährliche Rendite von über 10% bei relativ geringem Risiko.

Bitcoin Preisunterschied Spot ETF vs. Futures Markt

Das Interesse der Kleinanleger: Was sagen die Google-Trends?

Interessanterweise zeigen die Google-Trends für das Suchbegriff “Bitcoin” kein signifikant gestiegenes Interesse seitens der Privatanleger seit der Einführung der Spot ETFs. Zwar gab es kurz nach dem Start ein kurzen Peak, der aber wieder rasch abgeflacht ist. Dies deutet darauf hin, dass die breite Öffentlichkeit den Bitcoin Spot ETF als nicht relevant ansehen.

Google Trends zum Keyword Bitcoin

Gründe für die Zurückhaltung

Mögliche Erklärungen für das verhaltene Interesse könnten sein:

  • Mangelndes Verständnis für die Funktionsweise von Bitcoin bzw. den ETFs
  • Allgemeine Skepsis gegenüber Kryptowährungen
  • Abwarten einer längerfristigen Marktentwicklung vor dem Einstieg

Meine persönliche Meinung: Bitcoin ETF – Ein zweischneidiges Schwert?

Als ich die Nachricht von der Einführung des Bitcoin Spot ETF hörte, war meine Reaktion gemischt. Einerseits sehe ich darin einen Gewinn für Bitcoin und ein Zeichen wachsender Akzeptanz.

Natürlich habe ich mich auch über den starken Preisanstieg, der ohne ETF so wohl nicht möglich gewesen wäre, gefreut. Andererseits kann ich sehen, wie weit sich Bitcoin von seinen ursprünglichen Idealen entfernt hat.

Bitcoin ist aus meiner Sicht als dezentrales, von Banken und Regierungen unabhängiges Finanzsystem konzipiert worden. Der ETF bringt Bitcoin nun näher an eben jene traditionelle Finanzwelt heran, von der es sich ursprünglich abgrenzen wollte. Ich frage mich daher: Verliert Bitcoin durch diese Integration einen Teil seiner revolutionären Kraft?

Das Erwachsenwerden einer Währung

Meiner Meinung nach hat Bitcoin mit dem ETF zweifellos einen Reifeprozess durchlaufen. Die wilden Zeiten der völlig unregulierten, hochvolatilen Kryptowährung scheinen vorbei zu sein. Einerseits sehe ich das positiv:

  • Es gibt nun eine erhöhte Stabilität und Liquidität
  • Ein breiterer Zugang für institutionelle Investoren wurde geschaffen
  • Extreme Preisschwankungen könnten potenziell reduziert werden
  • Mehr Seriosität im gesamten Bereich

Andererseits bin ich der Meinung, dass diese Entwicklung den Charakter von Bitcoin grundlegend verändert:

  • Das “Rebellen-Image”, das mich anfangs so fasziniert hat, geht ein stück weit verloren
  • Ich beobachte eine zunehmende Abhängigkeit des gesamten Marktes von traditionellen Finanzmechanismen
  • Es besteht die Gefahr, dass die ursprüngliche Vision einer völlig dezentralen Währung verwässert wird

Mein Blick in die Zukunft

Für mich ist die Integration von Bitcoin in die Welt der ETFs ein zweischneidiges Schwert. Sie bringt Stabilität und Legitimität, aber ich befürchte, dass Bitcoin dadurch zu einem weiteren Finanzprodukt unter vielen werden könnte, statt eine echte Alternative zum bestehenden System zu bleiben.

Letztendlich bleibt Bitcoin für mich ein faszinierendes Experiment in der Evolution des Geldes. Der ETF ist nur ein weiteres Kapitel in dieser Geschichte – ein Kapitel, das die Kryptowährung zwar erwachsener macht, aber auch vor neue Herausforderungen stellt. Ich bin gespannt, wie sich diese Entwicklung auf lange Sicht auswirken wird und welche Rolle Bitcoin in der Finanzwelt der Zukunft spielen wird.

Wie siehst du die Bitcoin Spot ETFs? Lasse es mich in den Kommentaren wissen.

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Autor:
Richard

Als passionierter Technik-Enthusiast und seit 2017 Nutzer und Investor von Kryptowährungen, teile ich auf www.cryptotant.de mein Fachwissen und meine Ansichten.

Mein Ansatz "KryptoKlartext" steht für klare, verständliche und ehrliche Informationen in der komplexen Welt der digitalen Währungen. Jeder meiner Artikel beruht auf gründlicher Recherche und persönlichen Erfahrungen, um dir fundierte und praxisorientierte Einblicke in Bitcoin, Kryptowährungen und Blockchain-Technologie zu bieten.

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