Bitcoin steht für Dezentralität, Privatsphäre und finanzielle Souveränität. Doch ausgerechnet ein börsennotiertes Unternehmen ist dabei, sich als dominanter Marktteilnehmer zu etablieren: MicroStrategy.
Unter der Führung von Michael Saylor hat das Unternehmen mittlerweile 447.470 Bitcoin akkumuliert (Stand: Januar 2025) – mit einem durchschnittlichen Einstandspreis von 62.503 USD pro BTC. Eine Entwicklung, die sowohl Chancen als auch erhebliche Risiken für den gesamten Kryptomarkt mit sich bringt.
Was auf den ersten Blick wie eine brillante Unternehmensstrategie erscheint, wirft bei genauerer Betrachtung kritische Fragen auf. Wie nachhaltig ist ein Geschäftsmodell, das hauptsächlich auf der Aufnahme von Fremdkapital und der Ausgabe neuer Aktien basiert? Was bedeutet diese massive Zentralisierung von Bitcoin-Beständen für die Zukunft des Kryptomarktes? Und welche Risiken entstehen, wenn einer der größten institutionellen Bitcoin-Halter in Schwierigkeiten gerät?
In diesem Artikel werfen wir einen detaillierten Blick auf MicroStrategy’s Bitcoin-Strategie, analysieren die komplexen Finanzierungsmethoden und bewerten die potenziellen Auswirkungen auf den gesamten Kryptomarkt. Dabei betrachten wir sowohl die Chancen dieser aggressiven Akkumulationsstrategie als auch die möglicherweise unterschätzten systemischen Risiken für das Bitcoin-Ökosystem.
Das Wichtigste in Kürze
MicroStrategy’s gesamte Strategie basiert auf einem Premium ihrer Aktie zum Bitcoin-Wert, das mit jeder Kapitalerhöhung sinkt und damit ein sich selbst limitierendes System darstellt.
Der als Innovation vermarktete „Bitcoin-Yield“ ist in Wirklichkeit keine echte Rendite, sondern wird durch neue Investoren finanziert, die bereit sind, über dem eigentlichen Bitcoin-Wert zu kaufen.
Mit einem Bestand von über 447.470 Bitcoin (Stand: Januar 2025) ist MicroStrategy zu einem systemrelevanten Akteur geworden, dessen möglicher Zwangsverkauf einen mehrjährigen Bärenmarkt auslösen könnte.
Die scheinbar günstigen Wandelanleihen mit teilweise 0% Zinsen verschleiern das wahre Risiko einer massiven Schuldenlast, die auch bei fallenden Bitcoin-Kursen in voller Höhe bestehen bleibt.
Die Strategie steht im direkten Widerspruch zu Bitcoin’s Grundprinzipien der Dezentralität, wobei die Verwahrung bei institutionellen Partnern nach dem Motto „not your keys, not your coins“ zusätzliche Risiken schafft.
Hinweis:
Dieser Beitrag stellt keine Anlage- und Steuerberatung dar, sondern spiegelt lediglich meine persönliche Meinung und Erfahrung wider.
Investitionen in Kryptowährungen und andere Finanzinstrumente beinhalten Risiken, die zu einem Totalverlust des eingesetzten Kapitals und darüber hinaus führen können.
MicroStrategy’s Geschäftsmodell: Von Software zu Bitcoin
Was ursprünglich als Software-Unternehmen begann, hat sich unter Michael Saylors Führung radikal gewandelt. Während das traditionelle Software-Geschäft nur noch eine Nebenrolle spielt, hat sich MicroStrategy zum weltweit größten börsennotierten Bitcoin-Halter entwickelt. Doch wie funktioniert dieses neue Geschäftsmodell genau?
MicroStrategy’s „21/21 Plan“ erklärt
MicroStrategy hat Ende 2024 eine aggressive Expansionsstrategie angekündigt: Den sogenannten „21/21 Plan“. Das Unternehmen plant dabei, in den nächsten drei Jahren insgesamt 42 Milliarden USD zu beschaffen – jeweils 21 Milliarden durch Aktienausgaben (ATM-Offerings) und weitere 21 Milliarden durch Anleihen. Eine symbolische Anspielung auf die maximale Bitcoin-Menge von 21 Millionen.
Durch diesen Plan will MicroStrategy seinen Bitcoin-Bestand massiv ausbauen. Die Strategie funktioniert allerdings nur, solange Investoren bereit sind, die Aktie mit einem deutlichen Aufschlag zum eigentlichen Bitcoin-Wert zu kaufen. Die ersten Schritte des Plans waren erfolgreich: Allein im November 2024 wurden 27.200 Bitcoin für 2,03 Milliarden USD gekauft, gefolgt von weiteren 51.780 Bitcoin für 4,6 Milliarden USD. Zusätzlich wurde eine 3-Milliarden-Dollar-Wandelanleihe mit 0% Zinsen ausgegeben.
Der Plan zeigt die ehrgeizigen Ziele von Michael Saylor, hat aber auch erhebliche Risiken. Je mehr neue Aktien ausgegeben werden, desto schwieriger wird es, das notwendige Premium aufrechtzuerhalten.
Die Finanzierungsstrategie: Ein komplexes Konstrukt
MicroStrategy nutzt im Wesentlichen drei Wege, um seinen Bitcoin-Bestand aufzubauen:
1. Wandelanleihen (Convertible Notes):
- Das Unternehmen gibt Anleihen mit sehr niedrigen Zinssätzen aus (teilweise unter 1%)
- Diese Anleihen können später in Aktien umgewandelt werden
- Für Investoren attraktiv durch die Kombination aus Anleihe und Bitcoin-Exposure
- Für MicroStrategy riskant, da die Schulden bei fallenden Bitcoin-Kursen bleiben
Wandelanleihen (Convertible Notes) erklärt
Eine Wandelanleihe kombiniert die Eigenschaften einer klassischen Unternehmensanleihe mit einer Aktienoption. Der Investor erwirbt zunächst eine Anleihe mit festgelegtem Zinssatz und Laufzeit. Zusätzlich erhält er das Recht, diese Anleihe zu einem vorher festgelegten Verhältnis in Aktien des Unternehmens umzuwandeln.
Konkret bei MicroStrategy:
- Anleger erwerben Anleihen mit sehr niedrigen Zinssätzen (0-1%)
- Wandlungsrecht in MSTR-Aktien zu festgelegtem Kurs
- Bei steigenden Aktienkursen: Wandlung in Aktien attraktiv
- Bei fallenden Kursen: Anleihe bleibt bestehen
2. Aktienemissionen (ATM-Offerings):
- Neue Aktien werden kontinuierlich am Markt platziert
- Das eingenommene Geld fließt direkt in Bitcoin-Käufe
- Führt zur Verwässerung bestehender Aktionäre
- Funktioniert nur, solange die Aktie mit Aufschlag zum Bitcoin-Wert handelt (Das sogenannte Premium)
3. Operative Cashflows:
- Ein kleiner Teil der Bitcoin-Käufe wird aus dem operativen Geschäft finanziert
- Das Software-Geschäft tritt dabei zunehmend in den Hintergrund. Im Jahr 2022 und 2023 hat das Hauptgeschäft sogar Verluste eingebracht.
Das aktuelle Zahlenwerk (Stand: Januar 2025):
- Gesamtbestand: 447.470 Bitcoin
- Durchschnittlicher Einstandspreis: 62.503 USD pro BTC
- Gesamtinvestition: ca. 27,97 Milliarden USD
- Letzte Wandelanleihe: 2,6 Milliarden USD mit 0% Zinsen, Wandlungspreis bei 672,40 USD pro Aktie
Die versteckten Risiken hinter der Bitcoin-Strategie
Vielleicht fragst du dich jetzt, welche Risiken hinter dieser scheinbar brillanten Strategie stecken. Lass uns gemeinsam einen genaueren Blick darauf werfen:
1. Die Zinsfalle der Wandelanleihen
Die niedrigen Zinsen der Wandelanleihen – einige wurden sogar mit 0% ausgegeben – sehen zwar verlockend aus, verschleiern aber die wahren Risiken dieser Strategie. Saylor’s Kalkül ist dabei clever: Er wettet auf die kontinuierliche Geldentwertung im Fiat-System. Seine Logik: Wenn die Inflation bei 2% oder mehr liegt, sind selbst Schulden mit 0% Zinsen ein Gewinngeschäft – das geliehene Geld verliert ja stetig an Wert. Kombiniert mit seinem Glauben an steigende Bitcoin-Kurse erscheint die Strategie zunächst genial.
Doch hier lauert ein gefährlicher Trugschluss: Während der Bitcoin-Kurs auf und ab schwankt, bleiben die Schulden in voller Höhe bestehen. Die Inflation hilft nur bei den Schulden, nicht bei fallenden Kursen. Stell dir vor, was passieren könnte, wenn wir in einen längeren Bärenmarkt eintreten: MicroStrategy könnte gezwungen sein, genau dann Bitcoin zu verkaufen, wenn die Kurse ohnehin schon unter Druck stehen.
Das vermeintliche Ausnutzen des Fiat-Systems könnte sich dann als fataler Fehler erweisen.
2. Das Aktienprämien-Problem
Besonders interessant für dich als Bitcoin-Investor ist die Abhängigkeit vom Aktienkurs. Du fragst dich sicher, wie das zusammenhängt? Ganz einfach: MicroStrategy’s Strategie funktioniert nur, solange Investoren bereit sind, die Aktie mit einem Aufschlag zum eigentlichen Bitcoin-Wert zu handeln. Dieser „Vertrauensaufschlag“ ist sozusagen der Preis, den Anleger für das Management und die Strategie des Unternehmens zahlen. Aber was passiert, wenn dieses Vertrauen schwindet? Die gesamte Finanzierungsstrategie könnte wie ein Kartenhaus zusammenfallen.
Warum das Premium so entscheidend ist
Dieses Premium ist der Schlüssel zu MicroStrategy’s gesamter Strategie, und zwar aus zwei wichtigen Gründen:
Erstens ermöglicht es die Finanzierung neuer Bitcoin-Käufe: Wenn die MSTR-Aktie mit Premium handelt, kann MicroStrategy neue Aktien zu diesem erhöhten Preis ausgeben.
Ein einfaches Beispiel: Gibt das Unternehmen Aktien im Wert von 150.000 USD aus, um damit Bitcoin für 100.000 USD zu kaufen, entsteht ein „Gewinn“ von 50.000 USD – aber nur, weil Investoren bereit sind, mehr für die Aktie zu zahlen als den reinen Bitcoin-Wert.
Zweitens macht das Premium die Aktie für Investoren attraktiv: Sie zahlen diesen Aufpreis, weil sie an Saylor’s Managementfähigkeiten glauben, auf den vielbesprochenen „Bitcoin-Yield“ (mehr BTC pro Aktie) setzen oder hoffen, später zu noch höheren Preisen verkaufen zu können.
Doch hier liegt die Krux: Je mehr neue Aktien MicroStrategy ausgibt, desto schwieriger wird es, das Premium aufrechtzuerhalten. Wie bei einem Ballon, der sich zwar aufbläst, aber dabei immer dünner wird. Ohne Premium funktioniert die ganze Strategie nicht mehr – neue Aktienausgaben wären nicht mehr profitabel, Investoren würden lieber direkt Bitcoin kaufen, und die Finanzierung weiterer Bitcoin-Käufe würde praktisch unmöglich.
3. Gefahr für die Bitcoin-Dezentralität
Und hier kommt etwas, das für absolute Bitcoin-Fans besonders interessieren dürfte: MicroStrategy ist durch seine aggressive Kaufstrategie zu einem systemrelevanten Akteur im Bitcoin-Markt geworden. Wenn das Unternehmen gezwungen wäre, größere Bitcoin-Bestände zu verkaufen, könnte das den gesamten Markt in Mitleidenschaft ziehen. Das steht im krassen Gegensatz zu dem, wofür Bitcoin eigentlich steht: Dezentralität und Unabhängigkeit von einzelnen großen Playern.
4. Der Mann hinter der Strategie
Michael Saylor, mittlerweile 59 Jahre alt und Executive Chairman von MicroStrategy, ist zweifellos eine der polarisierendsten Persönlichkeiten der Bitcoin-Welt. Mit seinem MIT-Abschluss in Luft- und Raumfahrttechnik und seiner Vision von Bitcoin als „digitales Gold“ hat er MicroStrategy radikal umgestaltet. Doch seine dominante Rolle birgt auch erhebliche Risiken für das Unternehmen und den gesamten Bitcoin-Markt.
Das Nachfolge-Problem
Ein Aspekt, der in der Bitcoin-Community oft übersehen wird: Saylor hat keine direkten Erben. Was passiert mit den enormen Bitcoin-Beständen, wenn er eines Tages nicht mehr da ist? Zwar wurde 2022 mit Phong Le ein neuer CEO eingesetzt, während Saylor sich als Executive Chairman auf die Bitcoin-Strategie konzentriert. Doch die langfristige Nachfolgeplanung bleibt unklar.
5. Systemische Risiken für den Bitcoin-Markt
Du fragst dich vielleicht, warum MicroStrategy’s Strategie den gesamten Bitcoin-Markt gefährden könnte? Hier ist der kritische Punkt: Das Unternehmen ist derzeit einer der Haupttreiber der Bitcoin-Nachfrage. Ein erzwungener Verkauf ihrer Bestände könnte einen verheerenden Dominoeffekt auslösen:
Fallende Bitcoin-Kurse könnten MicroStrategy zu Verkäufen zwingen
Diese Verkäufe würden den Kurs weiter unter Druck setzen. Andere große Halter könnten aus Angst ebenfalls verkaufen. Ein jahrelanger Bärenmarkt könnte die Folge sein.
6. Die Verwahrungsfrage
Ein weiterer kritischer Punkt, der dich als Bitcoin-Befürworter interessieren sollte: Die Bitcoin werden nicht direkt von MicroStrategy verwahrt, sondern bei institutionellen Verwahrern. Das widerspricht nicht nur dem Bitcoin-Grundsatz „Not your keys, not your coins“, sondern schafft auch zusätzliche Abhängigkeiten und Risiken.
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Das Premium-Spiel: MicroStrategy’s riskante Wette
Michael Saylor bezeichnet den „Bitcoin-Yield“ häufig als innovatives Konzept, das MSTR-Investments besonders attraktiv mache. Doch die zugrunde liegende Mechanik ist weitaus simpler und birgt erhebliche Risiken. Der vermeintliche „Yield“ entsteht, indem neue Aktien zu einem Premium (einem Aufpreis über dem reinen Bitcoin-Wert) ausgegeben werden. Mit diesen Erlösen kann MicroStrategy mehr Bitcoin kaufen, als die ursprünglichen Aktien eigentlich abgedeckt hätten. Dadurch steigt der Bitcoin-Anteil pro Aktie.
Auf den ersten Blick wirkt das wie ein cleverer Gewinn für alle Investoren – mehr Bitcoin pro Aktie, ohne dass der Anleger tatsächlich mehr dafür tun musste. Doch der Kern dieses Modells ist trügerisch. Mit jeder neuen Aktienausgabe wird die bestehende Investorenbasis verwässert. Gleichzeitig sinkt das Premium, da einer größeren Anzahl von Aktien eine gestiegene Marktkapitalisierung gegenübersteht, ohne dass der tatsächliche Wert (Net Asset Value) im gleichen Maße zunimmt.
Dieses Modell lässt sich nur so lange aufrechterhalten, wie das Premium hoch bleibt und Investoren bereit sind, diese Aufpreise zu zahlen. Sobald das Vertrauen erodiert und das Premium sinkt, droht die gesamte Strategie zu scheitern – die Möglichkeit zur profitablen Aktienausgabe schwindet, und das Wachstum des Bitcoin-Anteils pro Aktie endet abrupt. Es ist weniger eine Wunderstrategie, sondern vermutlich vielmehr ein System, das von einem konstanten Zustrom neuer Kapitalgeber abhängig ist.
Die bitteren Konsequenzen
- Neue Investoren finanzieren unbewusst die Gewinne der Altanleger
- Das System könnte kollabieren, sobald das Premium verschwindet
- MicroStrategy könnte gezwungen sein, genau dann Bitcoin zu verkaufen, wenn der Markt schwach ist
- Die MSTR-Aktie könnte massive Verluste erleiden, selbst wenn der Bitcoin-Preis stabil bleibt
Für dich als Bitcoin-Investor bedeutet das: Du solltest MicroStrategy’s vermeintlichen „Bitcoin-Yield“ nicht als magische Geldvermehrung missverstehen. Es ist vermutlich ein temporäres Phänomen, das auf der Bereitschaft neuer Investoren basiert, überhöhte Preise zu zahlen.
Das Premium-Spiel in Zahlen: So funktioniert MicroStrategy’s Strategie wirklich
Schauen wir uns nun ein konkretes Rechenbeispiel an um das ganze besser zu verstehen:
Ausgangssituation:
- MicroStrategy hat 1.000 Aktien im Umlauf
- Aktueller Aktienkurs: 1.000 USD
- Marktkapitalisierung: 1 Million USD
- Bitcoin-Bestand: 5 BTC
- Bitcoin-Kurs: 100.000 USD
- Wert der Bitcoin-Bestände (NAV): 500.000 USD
- Premium zum NAV: 2x (Marktkapitalisierung/Bitcoin-Wert = 1.000.000/500.000)
- Bitcoin pro Aktie: 0,005 BTC (5 BTC/1.000 Aktien)
Was passiert bei einer Kapitalerhöhung?
MicroStrategy gibt neue Aktien aus:
- 500 neue Aktien zu je 1.000 USD = 500.000 USD frisches Kapital
- Damit werden 5 neue Bitcoin gekauft (bei 100.000 USD/BTC)
Neue Situation:
- Gesamtzahl Aktien: 1.500
- Bitcoin-Bestand: 10 BTC
- Marktkapitalisierung: 1,5 Millionen USD (1.500 × 1.000 USD)
- Wert der Bitcoin-Bestände: 1 Million USD (10 BTC × 100.000 USD)
- Neues Premium: 1,5x (1.500.000/1.000.000)
- Neuer Bitcoin pro Aktie: 0,0067 BTC (10 BTC/1.500 Aktien)
Was bedeutet das konkret für dein Investment?
Hier zeigt sich die wahre Natur des von Saylor hochgepriesenen „Bitcoin-Yields“, der MSTR-Investments scheinbar so attraktiv macht. Lass uns die Zahlen genau betrachten:
Durch die Kapitalerhöhung steigt der Bitcoin-Anteil pro Aktie von 0,005 BTC auf 0,0067 BTC. Auf den ersten Blick sieht das nach einem kostenlosen Gewinn von 0,0017 BTC pro Aktie aus – ein scheinbares Geschenk für jeden Investor.
Doch hier liegt der entscheidende Haken: Mit jeder Kapitalerhöhung verändert sich nicht nur der Bitcoin-Bestand pro Aktie, sondern auch das Premium verschlechtert sich zwangsläufig.
Warum? Weil einer höheren Marktkapitalisierung (mehr Aktien) zwar mehr Bitcoin gegenüberstehen, aber das Verhältnis zwischen Börsenwert und tatsächlichem Bitcoin-Vermögen sich verschlechtert. Das Premium – also der Aufschlag, den Investoren über dem reinen Bitcoin-Wert zahlen – sinkt damit kontinuierlich.
Der scheinbare „Yield“ ist also eine Illusion, die durch die Verwässerung des Premiums mehr als aufgehoben wird. Was wie ein cleverer Vermögenszuwachs aussieht, ist in Wirklichkeit ein geschicktes Umverteilungssystem von neuen zu alten Investoren.
Die nächste Runde verschärft das Problem:
Wenn MicroStrategy weitere 500 Aktien ausgibt:
- Gesamtzahl Aktien steigt auf 2.000
- Bitcoin-Bestand wächst auf 15 BTC
- Premium sinkt weiter auf 1,33x
Mit jeder weiteren Finanzierungsrunde:
- Steigt zwar die Bitcoin-Menge pro Aktie
- Sinkt aber das Premium kontinuierlich
- Wird es schwieriger, neue Investoren zu finden
- Steigt das Risiko eines Zusammenbruchs der Strategie
Das Risiko für MSTR Anleger
Lass uns ehrlich sein: MicroStrategy Investoren spielen hier meiner Meinung nach ein riskantes Spiel. Mit jeder neuen Aktie, die das Unternehmen ausgibt, sinkt das Premium. Das bedeutet:
- Der scheinbare „Bitcoin-Yield“ wird mit der Zeit immer kleiner
- Investoren tragen nicht nur das Bitcoin-Kursrisiko, sondern auch das Risiko eines schwindenden Premiums
- Im schlimmsten Fall könnten massive Verluste entstehen, selbst wenn der Bitcoin-Kurs stabil bleibt
Wie sich das Premium bei Kursänderungen verhält
Premium-Formel:
Premium = Marktkapitalisierung / NAV (Bitcoin-Vermögen)
- Ein Premium von 2x bedeutet: Die Aktie wird zum doppelten Wert des Bitcoin-Bestands gehandelt
- Ein Premium von 1x bedeutet: Die Aktie wird exakt zum Wert des Bitcoin-Bestands gehandelt
1. Veränderungen des Bitcoin-Preises
Bei steigendem Bitcoin-Preis:
- NAV steigt
- Premium sinkt automatisch, wenn der Aktienkurs gleich bleibt
- Beispiel: Bitcoin verdoppelt sich, Aktienkurs bleibt gleich = Premium halbiert sich
Bei fallendem Bitcoin-Preis:
- NAV sinkt
- Premium steigt automatisch, wenn der Aktienkurs gleich bleibt
- Beispiel: Bitcoin halbiert sich, Aktienkurs bleibt gleich = Premium verdoppelt sich
2. Veränderungen des Aktienkurses
Bei steigendem Aktienkurs:
- Marktkapitalisierung steigt
- Premium steigt, wenn der Bitcoin-Preis gleich bleibt
- Beispiel: Aktienkurs verdoppelt sich, Bitcoin bleibt gleich = Premium verdoppelt sich
Bei fallendem Aktienkurs:
- Marktkapitalisierung sinkt
- Premium sinkt, wenn der Bitcoin-Preis gleich bleibt
- Beispiel: Aktienkurs halbiert sich, Bitcoin bleibt gleich = Premium halbiert sich
Dies erklärt, warum MicroStrategy besonders aktiv neue Aktien ausgibt, wenn sowohl der Bitcoin-Preis als auch das Premium hoch sind – es ist der optimale Zeitpunkt für ihre Strategie.
Praxisbeispiel:
Ausgangssituation:
- MicroStrategy hat 1 BTC
- Bitcoin-Preis: 100.000 USD (= NAV)
- 100 MSTR-Aktien zu je 2.000 USD = 200.000 USD Marktkapitalisierung
- Aktuelles Premium: 2x (200.000/100.000)
Szenario 1 – Bitcoin steigt auf 200.000 USD:
- Neuer NAV: 200.000 USD
- Bei unverändertem Aktienkurs (200.000 USD Marktkapitalisierung)
- Neues Premium: 1x (200.000/200.000)
- Ergebnis: Premium halbiert sich
Szenario 2 – Aktienkurs verdoppelt sich:
- NAV bleibt bei 100.000 USD
- Neue Marktkapitalisierung: 400.000 USD
- Neues Premium: 4x (400.000/100.000)
- Ergebnis: Premium verdoppelt sich
Meine konkreten Handlungsempfehlungen für Bitcoin-Investoren
Wenn du von der Bitcoin-Preisentwicklung profitieren möchtest, solltest du dir folgende Frage stellen: Warum über Umwege investieren? Ein direktes Bitcoin-Investment bietet dir:
- Volle Kontrolle über deine Keys
- Keine Premium-Zahlung über dem Bitcoin-Wert
- Keine Abhängigkeit von MicroStrategy’s Geschäftsmodell
- Flexibilität beim Kaufen und Verkaufen
Die MSTR-Aktie als Spekulationsobjekt
Falls du dennoch über ein MSTR-Investment nachdenkst, beachte:
- Sei dir der Premium-Problematik bewusst
- Sehe das Investment als Hebelprodukt zu Bitcoin
- Verstehe, dass du auf zwei Ebenen spekulierst:
- Auf steigende Bitcoin-Kurse
- Auf ein anhaltendes Premium der Aktie
- Beobachte die Entwicklung des Premiums genau
- Plane einen Exit-Zeitpunkt, bevor das Premium zusammenbricht
Fazit: MicroStrategy’s Bitcoin-Spiel – Geniestreich oder tickende Zeitbombe?
Lass uns zum Schluss ehrlich sein: Was Michael Saylor hier aufgebaut hat, ist gleichzeitig beeindruckend und beängstigend. Einerseits nutzt er geschickt die Schwächen des Fiat-Systems aus, um Bitcoin zu akkumulieren. Er verwendet die niedrigen Zinsen und das Vertrauen der Investoren, um eine gewaltige Bitcoin-Position aufzubauen. Clever!
Auch ganz klar, ohne Saylor hätten wir vermutlich die 100.000 USD Marke nicht so schnell durchbrechen können.
Aber – und das ist ein großes Aber – die Strategie erinnert stark an ein komplexes Schneeballsystem. Aktuell ist MicroStrategy der dominante Käufer im Markt. Das klingt erstmal bullish für Bitcoin, birgt aber enorme Risiken:
Was passiert, wenn das Premium zusammenbricht?
Was, wenn MicroStrategy in einem Bärenmarkt verkaufen muss?
Wer übernimmt nach Saylor? (Er ist kinderlos und bereits 59)
Wie nachhaltig ist ein System, das ständig neue Käufer zu Premium-Preisen braucht?
Besonders kritisch sehe ich die Möglichkeit eines jahrelangen Bärenmarktes, falls MicroStrategy gezwungen wäre, große Mengen Bitcoin zu verkaufen. Die Konzentration so vieler Bitcoin in den Händen eines einzelnen, fremdfinanzierten Unternehmens widerspricht allem, wofür Bitcoin eigentlich steht: Dezentralität, Unabhängigkeit und „Not your keys, not your coins“.
Für dich als Investor bedeutet das: Wenn du an Bitcoin glaubst, kaufe Bitcoin – nicht das komplexe Konstrukt einer Aktie mit Premium. Wenn du dennoch in MSTR investieren willst, sei dir der Risiken bewusst und plane deinen Exit, bevor das Premium-Kartenhaus möglicherweise zusammenfällt.
Die nächsten Jahre werden zeigen, ob Saylor ein Genie ist oder ob er gerade die größte Position in der Geschichte aufbaut, die zu einem spektakulären Crash führen könnte. Eine Sache ist sicher: Es bleibt spannend!
Wie ist deine Meinung dazu? Lasse es mich in den Kommentaren wissen.